Antrittsbesuch von Bürgermeister Dr. Thönnes in Chodzież
Nottuln. Mit vielfältigsten Eindrücken und bewegt vom herzlichen Empfang kam am Montag Bürgermeister Dr. Dietmar Thönnes aus der Partnerstadt Chodzież zurück nach Nottuln. Lange geplant, aber wegen der Pandemie immer wieder verschoben, folgte er am Wochenende einer Einladung seines Kollegen aus Chodzież, Bürgermeister Jacek Gursz, zu einem Antrittsbesuch in die polnische Partnerstadt.
Bürgermeister Gursz, dessen Stellvertreter Piotr Witkowski und die Vorsitzende des Komitees für Städtepartnerschaft Beata Rogushka hatten keine Mühe gescheut und ein interessantes und dichtes Programm zusammengestellt. Natürlich ging es erst einmal darum, die Stadt Chodzież kennenzulernen, und diese zeigte sich von ihrer besten Seite. Selbst Robert Hülsbusch, Vorsitzender des Komitees für Städtepartnerschaft in Nottuln, der Bürgermeister Dr. Thönnes in die Partnerstadt begleitete, war über die Entwicklung der letzten Jahre erstaunt und überrascht. Überall in der Stadt gibt es neue, attraktive Plätze zum Verweilen und zum Ausruhen und neue kulturelle Angebote. Viele farbig gestaltete Fassaden schmücken die in der Vergangenheit oft grauen Fassaden der Stadt. Bürgermeister Gursz führte seine Gäste sichtbar stolz durch kleine Museen, neu entstandene soziale Einrichtungen und Treffpunkte für Vereine und zeigte auch eine gerade renovierte Grundschule. Als besondere Überraschung folgte eine Sightseeing-Tour durch die wunderbare Naturlandschaft rings um Chodzież. Begeistert zeigte Gursz den neu gestalteten Skilift am Hausberg von Chodzież. In der Nähe lädt ein neu errichteter Wanderweg, der Weg der Götter, zu einem tollen Naturerlebnis ein. Parallel können sich Mountainbiker auf eine Bergbahn austoben. Und selbstverständlich wurden die Gäste mit der neuen Fähre über den See gefahren – aufsteigender Nebel, strahlende Sonne mit einem perfekten Sonnenuntergang abgerundet. Urlaubsfeeling pur. Dr. Thönnes: “Chodzież ist eine Reise wert. Hier kann man einen fantastischen Urlaub mit Kultur und Natur genießen.”
Ausführlich unterhielten sich die beiden Bürgermeister über ihre Tätigkeiten und ihren Alltag als Chef der Kommunen bei einem Treffen im Rathaus. Der stellvertretende Bürgermeister hatte eine Präsentation vorbereitet, mit der er die Strukturen der Ratsarbeit und auch der Verwaltungsarbeit in Chodzież skizzierte. Deutlich wurde, dass es sehr viele Parallelen gibt bei der Arbeit der beiden Bürgermeister und auch in der Kommunalpolitik. Natürlich geht es um Geld, um die Weiterentwicklung der Kommunen und um die vielen kleinen Angelegenheiten der Bürgerinnen und Bürger, die alle ernst genommen werden wollen. Fast blind verstand der eine Bürgermeister, was der jeweils andere sagte. Auch die Vorsitzende des Stadtrates, Miroslawa Kutnik, war bei diesem Treffen dabei und berichtete über die Arbeit des Stadtrates. Dabei entstand die Idee, dass sich die beiden kommunalen Räte zu einer der gemeinsamen Ratssitzung treffen könnten. Beide Bürgermeister waren begeistert von der Idee. Von dieser Art Partnerschaft im Bereich der Kommunalpolitik könnten neue Impulse ausgehen. Und noch eine Idee entstand bei diesem Treffen im Rathaus. Die Vorsitzende des Stadtrates erzählte begeistert davon, wie stark die Frauen in Chodzież das Gemeindeleben prägen, welche Aktivitäten sie entwickeln und wie produktiv sie sich in die politische Arbeit der Stadt einbringen. Ähnliches konnte Bürgermeister Dr. Thönnes aus Nottuln berichten. So war eine weitere Idee geboren: ein partnerschaftlicher Frauengipfel, auf dem Frauen aus unterschiedlichen Organisationen der jeweiligen Stadt sich treffen und über ihre Arbeit berichten, sich austauschen und möglicherweise gemeinsame Perspektiven entwickeln. Dr. Thönnes sagte sofort zu, für diese Ideen in Nottuln zu werben. In einem Interview mit der örtlichen Zeitung, die auch bei diesem Treffen im Rathaus anwesend war, wurde der Nottulner Bürgermeister zum Schluss gefragt, was ihm an der Partnerschaft zwischen Chodzież und Nottuln wichtig sei. „Diese Partnerschaft“, so Dr. Thönnes, „ist geprägt durch die Beziehungen von unten. Sie wurde nicht von oben installiert, sondern entstand und lebt bis heute durch die Begegnungen vieler Menschen und Vereine. So kann diese Partnerschaft ein Vorbild für die internationale Politik sein. Wir lernen voneinander, sprechen miteinander, kommen uns so näher und entwickeln gemeinsame Ziele für eine friedliche Zukunft.“ Ein Leuchtturm in diesem Zusammenhang sei, so Dr. Thönnes weiter, die gemeinsame Arbeit und die gemeinsamen Treffen der Feuerwehren der beiden Kommunen. Thönnes: „Wenn doch alle in Europa in dieser Weise partnerschaftlich zusammenarbeiten würden! Wenn es brennt, muss man gemeinsam anpacken und nicht jeder für sich oder gar gegeneinander arbeiten. Wenn das doch nur die Politiker in Europa, in dem es wirklich zurzeit brennt, begreifen würden.“ Dabei sprach der Nottulner aus, was auch sein Kollege aus Chodzież meint: „In diesem Sinne können wir optimistisch sein, dass unsere Städtepartnerschaft weitergeht und einen Beitrag zum Frieden in Europa leistet.“
Bei seinem ersten Besuch in der polnischen Partnerstadt war es Bürgermeister Dr. Thönnes sehr wichtig, ein Zeichen zu setzen, dass die Gemeinde Nottuln nicht vergessen hat, was im Zweiten Weltkrieg geschah. Und so legte Dr. Thönnes am Friedens- und Freiheitsdenkmal neben dem Rathaus gleich am ersten Tag einen Kranz nieder. Mit diesem Denkmal wird den Opfern von Gewalt und Krieg gedacht und natürlich auch besonders der vielen Toten im Zweiten Weltkrieg und während der fünfjährigen Besetzung Polens durch die deutsche Armee. Und auch am zweiten Tag des Besuches unternahm Bürgermeister Dr. Thönnes einen Abstecher in die Geschichte. Gemeinsam mit Bürgermeister Gursz und mit Mitgliedern des Komitees fuhr er zum Morzewskie-Hügel und legte dort an einem Denkmal einen Blumenstrauß nieder. Hier wird der Menschen gedacht, die zu Beginn des Zweiten Weltkrieges an dieser Stelle von deutschen Soldaten hingerichtet worden sind. „Diese 45 Personen, das waren die besten Söhne unserer Stadt. Es war die Intelligenz, die Führung, Lehrer, Geistliche, Politiker und Wissenschaftler“, wusste Gursz zu berichten. SS-Führer Heydrich hatte das befohlen. Angesichts dieser Kriegsverbrechens hielt Bürgermeister Thönnes einige Minuten ein stilles Gedenken, um dann klar zu formulieren: „Wir als Nachfahren der Täter haben dafür nicht die Verantwortung, tragen nicht die Schuld. Aber wir haben die Verantwortung für das, was heute passiert. Wir müssen dafür sorgen, dass es nie wieder Krieg zwischen unseren Nationen gibt und dass wir in friedlicher Nachbarschaft zusammenleben.“ Dazu passte gut das Gastgeschenk, das Bürgermeister Dr. Thönnes in seinem Reisegepäck hatte: das Modell eines Friedenspfahls, wie er auch in Nottuln aufgestellt wird. Dr. Thönnes übergab seinem Kollegen einen Gutschein. Die Gemeinde Nottuln lässt vier Schilder mit dem Spruch „Möge Friede auf Erden sein“ für Chodzież produzieren, so dass auch demnächst in Chodzież ein Friedenspfahl neben dem Rathaus steht. Die Gemeinschaft Mayors for Peace, in der beide Bürgermeister aktiv sind, wirbt für diese Aktion.
Nach einem strammen Programm an drei Tagen wurde abends gefeiert. Der Grill am See lud Gastgeber und Gäste zu den berühmten polnischen Würstchen ein. Es wurde getrunken, gegessen, gelacht und getanzt. So kam schon bald das Gefühl bei den Menschen aus Chodzież auf: Hier kommt ein Bürgermeister aus Nottuln in unserer Stadt, der uns schnell zu einem Freund geworden ist. Sehr herzlich verabschiedeten sich am Montagmorgen die beiden Bürgermeister. Sie waren sich einig: „Hier ist eine Verbindung entstanden, die auch die nächsten Jahre tragen wird und die die bestehende Partnerschaft zwischen Chodzież und Nottuln nicht nur weiterführt, sondern weiter entwickeln wird.“ Und schon bald wird das nächste Treffen stattfinden: Zum Martinimarkt mit seinem 400-jährigen Jubiläum wird eine Delegation aus Chodzież als Ehrengäste erwartet. Auf dieses Wiedersehen freuen sich alle.
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